Mediatrike-Festival - war da was?
Und schwupps, war es auch schon wieder vorbei, das "Highlight des Jahres". Am 14.08.2021 haben wir die Technik auf dem 05. Mediatrike-Festival sowie der 02. Mediatrike-Lastenradparade von fLotte Potsdam und anderen Organisationen beschallt. Auch 2020 konnten wir uns dort schon austoben und beweisen, was mit dem Rad so möglich ist.
Hier eine kurze Auswertung des Tages für uns, ein paar Meinungen und geteilte Gedanken. Für solch eine Großveranstaltung für uns muss das mal sein, immerhin leisten wir uns solch einen Spielplatz nicht zu häufig, und auch das Team ist selten so stark mit dabei.
Bildquelle (beide): Benjamin Maltry, alle Rechte vorbehalten
Darauf haben wir lange gewartet!
Keine große Veranstaltung geht ohne Experimente. Schon das letzte Mediatrike-Festival leitete eine Ära von neuen Entwicklungen ein. Als wir mit dem Veranstaltungsverleih geklärt haben, dass wir die Technik mit dem Rad abholen, haben auch wir noch nicht ganz daran geglaubt - doch wir haben gezeigt: Wir fahren Langcases und Lichtstative mit dem Lastenrad. Und auch Musikacts auf dem Rad abzunehmen, das können wir!
Und nun haben wir uns als Fortsetzung einen langen Traum erfüllt. Welche Herausforderung das wohl sein könnte?
Seit wir Technik mit dem Rad fahren, haben wir immer wieder gewitzelt: Ne Bühne mit dem Fahrrad fahren, ob das wohl klappt? Die Teile, standardmäßig 2x1m groß - und tierisch schwer, auf unsere Fahrradanhänger mit begrenzter Länge zu bekommen, vielleicht hochkant zu befestigen (da sie breit nicht draufpassen), das erschien uns wohl unmöglich, und immer wenn jemand in letzter Zeit nach einer Bühne rief, stand fest: Da muss ein LKW her, das ist nichts für uns.
Erhöhter Technikbereich auf dem Festival:
So auch dieses in 2021. Auf der Aktionsfläche gibt es bereits eine Bühne, aber für unseren erhöhten Technikbereich haben wir uns ein Podest gewünscht. Da sich unsere Logistik in den letzten zwei Jahren aber massiv entwickelt hat, und wir vor zwei Jahren wohl auch noch nicht an die Lauti-Aufbauten von heute geglaubt hätten, wollten wir das mal wagen: Vier Bühnenplatten für die Technik, eine kleine Menge für den Anfang. Und dann ergab es sich sogar sehr günstig: Mit dem LKW hätte man sie uns recht spät erst bringen können, und sie lagerten schon unweit vom Einsatzort auf der Inselbühne. Nur ein paar Meter durch die Stadt, und wenn etwas nicht klappt, kommt ein LKW als Backup.
Gesagt, gewagt: Vier Platten auf ein Rad, die besten Spanngurte, nach ein paar Metern noch einmal etwas umgespannt, damit auch ja nichts kippen kann. Und ja, wir sind mit vier Bühnenplatten (à 36kg) mit dem Rad zum Bassi gefahren.
Was heißt das jetzt für uns: Natürlich ist das eher ein Proof-of-Concept, ein "Ja, es ginge". Für größere Bühnenaufbauten ist diese Transportweise im Schrittempo wohl kaum praktikabel. Aber: Es gibt auch leichtere Ausführungen davon, und ein paar davon anzuschaffen, um bei kleinen Aktionen die Redner*innen zu erhöhen, oder den Technikbereich, das scheint plötzlich machbar. Wir werden sehen.
Und natürlich haben wir wieder neue Beweise, wenn uns jemand Dinge für unmöglich erklärt!
Das Elektroschrott-Dilemma hat wieder zugeschlagen
Kennt ihr das schon? Wir grübeln regelmäßig über diese Frage: Prinzipiell möchten wir möglichst sparsam mit unseren Resourcen umgehen und daher so wenig wie möglich neue Technik anschaffen - und auch wenn wir diese leihen, sorgen wir durch die Abnutzung ja wieder dafür, dass neue Geräte angeschaft werden. Also versuchen wir so oft wie möglich auf alte Technik zu setzen und bei Neuanschaffungen sehr hochwertig einzukaufen.
Das Problem in der Praxis: Unser Ideal von Technik wäre ja leicht und effizient, damit wir mit mobilen Einsätzen gut arbeiten können und möglichst wenig Strom (vor allem bei Akkubetrieb) verbrauchen. Nun ist alte Technik aber meist schwer und ineffizient, genau das Gegenteil. Und dazu kommt immer das gewisse Risiko, dass kritische Komponenten jederzeit ausfallen könnten. In diesem Bewusstsein kann man zwar leben, wenn es dann aber doch mal passiert, liegen die Nerven blank - es wäre ja auch wieder fatal, wenn alle politisch coolen Projekte einfach unerträglich wären, weil die Mucke nicht läuft!
Naja, und so ist es eben auch dieses Mal passiert: Unsere Haupt-PA stieg aus. Bei einer alten HK Audio Anlage kamen nach und nach immer mehr störende Geräusche aus den Hochtönern - erst auf der einen, später auch auf der anderen Seite. (Inzwischen haben wir das Problem etwas untersucht und mussten feststellen, dass die Verstärker wohl die Ursache des Problems sind - wir schauen mal, wie wir die Technik weiter verbasteln oder sogar reparieren).
Glücklicherweise haben wir von einem Bekannten kurzfristig Ersatz mit dem Fahrrad holen können, zwei passive 15-Zoll GAE-Tops - die haben den Klang dann auch gleich merklich verbessert. Wir schworen: Nie wieder wackelige Technik als Haupt-Anlage ... aber das Dilemma bleibt und diese Entscheidung wird sicher auch in Zukunft regelmäßig wieder diskutiert.
Die neue PA stand noch pünktlich zum Auftritt von DJEA. Bildquelle: Benjamin Maltry, alle Rechte vorbehalten
Der Größenwahn liegt im Blut
Eines der größten Probleme der Veranstaltungsbranche, wenn es um Nachhaltigkeit geht, ist das Verlangen nach Einzigartigkeit - die inzwischen meist über mehr und mehr Technik erreicht wird. Und so wichtig ein Umdenken dabei ist, auch wir haben dieses Mal übertrieben. Acht farbige Scheinwerfer, so der ursprüngliche Plan, wurden kurzfristig noch einmal um 27 weitere ergänzt. Leider hatten wir vor Ort Probleme in der Signalverkabelung, und die Lichtshow ließ etwas auf sich warten - auch wenn man bei den letzten Songs noch einmal einen Einblick bekam, wie wir uns das eigentlich gedacht hatten.
Der Auftritt von DJEA wird vorbereitet, wir kümmern uns um das Licht
Besonders schmerzhaft daher: Drei zusätzliche Fahrten, um die Scheinwerfer in drei Cases zu transportieren. Wir werden wohl wieder dazu übergehen, kleiner zu denken, oder auch mal Scheinwerfer mit integriertem Akku testen, um den Aufwand der langen Verkabelung zu bewegen.
Und unterm Strich?
... haben wir mal wieder gezeigt, was mit dem Fahrrad möglich ist und uns auch vor Ort sehr viel inspirieren lassen.
... und haben auch festgestellt, was praktikabel ist und was nicht. Großveranstaltungen mit dem Fahrrad wird schwierig, das Mediatrike-Festival ist sehr grenzwertig. Dennoch bleibt der Vorteil der Flexibilität (und natürlich der Nachhaltigkeit, denn als junges Team sorgen wir uns sehr um unsere Zukunft).
... konnten wir wieder etwas lernen und uns weiter entwickeln. Ein Dank geht an dieser Stelle an Falk, der uns mit professionellem Rat zur zwischendurch zur Seite stand. Dir in Ehren wurde die Kategorie Zeit Spenden ergänzt ;-)
... müssen wir noch einmal unsere Berechnung der Kabelwege (und zugehöriger Absperrungen) überdenken. Bisher kalkulieren wir da immer knapp, um Gewicht bei den Transporten zu sparen.
... sahen wir erneut, wie auch in linken Kontexten noch nicht vollständig angekommen ist, dass auch junge Menschen und gerade FINTA*-Personen mit Technik umgehen können. Das ärgert uns nicht nur sehr, sondern teilt auch unser Team, wobei einige durchweg weniger Respekt erfahren - dabei wollen wir alle gleich ernst genommen werden! Ein großes und wichtiges Problem, das uns vor allem bei dieser Veranstaltung beim Kontakt mit den Künstler*innen sehr negativ aufgefallen ist. Diesem Thema werden wir wohl einen eigenen Artikel widmen.
... sollten wir Sennheiser dazu anregeln, die Mute-Schalter an den Bodypacks wild blinken zu lassen, damit auch jede*r das Schalterlein findet.
... verstehen wir leider immer noch nicht, warum sich Bands nicht um Absprachen bemühen können, und die Ansage "wir brauchen keinen Soundcheck" nicht automatisch ein simples Setup ankündigt.
... bleibt die Stimmung eines tollen Abends bei uns erhalten.