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Freie Software

Das eventbike_zero setzt für die Software, die wir nutzen (und sogar selbst entwickeln) bevorzugt auf Freie Software (Wikipedia), ein Nutzungskonzept für Software, dass jeder Nutzerin zahlreiche Freiheiten einräumt.

Wir sind der Freien Softwarebewegung sehr dankbar. Ohne das Engagement unzähliger Freiwilliger, wären vieles an unserer Arbeitsweise undenkbar - von Teamplanung bis zu Lichtshows und Livestreaming.

Was ist Freie Software?

Freie Software, das heißt "Frei wie in Freiheit", nicht "Frei wie in Bier".

Häufig wird freie Software als kostenlos angebotene Software misverstanden. Das ist jedoch ein Misverständnis, denn nicht jede kostenlose Software ist "frei", und nicht jede freie Software ist kostenlos.

Bei Freier Software geht es um Freiheiten der Nutzerinnen, diese sind:

  • Die Software für jeden beliebigen Zweck einzusetzen (kommerziell häufig beschränkt, etwa maximal 3 Nutzerinnen oder 5 Projekte)
  • Die Software zu untersuchen und für die eigenen Zwecke anzupassen, dabei auch den Programmcode lesen zu dürfen
  • Die Software an andere weiterzugeben
  • Die eigenen Veränderungen ebenso weiterzugeben, sodass andere davon profitieren

Bekannte Beispiele für Freie Software sind etwa der Webbrowser Mozilla Firefox, der von einer weltweiten Community weiterentwickelt wird, Nextcloud, ein Cloud-System, die man sogar auf eigenen Servern installieren kann, das System für unsere Homepage und viele weitere Softwarelösungen, die wir ständig einsetzen.

Lizenzverträge für Freie Software gestatten diese Freiheiten unter Auflagen. Meist bedeutet dies, dass die Autorinnen der Software genannt werden müssen, und die Software zwar kommerziell genutzt werden kann, allerdings nicht als unfreie Software verkauft werden darf.

Unfreie Software

Im Gegensatz zur freien Software gibt es auch unfreie Software, auch "proprietäre" Software genannt. Bei diesen erhalten die Nutzerinnen keine erweiterten Freiheitsgarantien, und selbst wenn diese ohne Bezahlung zum Download angeboten werden, lassen sich diese nicht ändern oder weiterverbreiten. Außerdem kann man schwer nachvollziehen, was die Software tut, und ob sie etwa deine Nutzerinnendaten weiterverkauft.

Problem 1: Aktivierung erforderlich

Womit man sich bei unfreier Software viel ärgert, ist die Notwendigkeit sie häufig mit einer Lizenz aktivieren zu müssen.

So ist es uns bei einer unfreien Software einer Kund*in schon geschehen, dass sie sich bei einer Veranstaltung nicht gleich nutzen lies, weil wir erst aufwändig mit der Lizenzfreischaltung kämpfen mussten.

Freie Software lässt sich problemlos nutzen, sobald man sie hat, und man erspart sich solchen Trubel :')

Problem 2: Vendor Lock-In

Unfreie Software setzt sehr häufig auch auf unfreie Standards. Das verhindert, dass Dateien zwischen Anwendungen und Systemen ausgetauscht werden können. Häufig ist das nur möglich, weil freiwillige Entwicklerinnen in ihrer Freizeit passende Lösungen basteln, und dabei Rechtsstreit mit den Unternehmen riskieren.

Dieses Verfahren nennt man "Vendor Lock-In", die Anbieterinnen der Software sperren euch quasi in ihre Ökosysteme ein.

Prominentes Beispiel dafür ist etwa Apple. In der Regel lassen sich Dateien von Apple-Geräten nicht problemlos an nicht-Apple-Geräte übertragen, obwohl es für die Dateien prinzipiell entsprechend verbreitete Standards gäbe. Nervig, oder?

Ähnlich sieht es bei Cloud-Dienstleistungen aus. Häufig kann man hier die Dateien nicht einmal brauchbar von den Webseiten exportieren, auch wenn die DSGVO hier etwas Abhilfe geschafft hat.

Wenn ihr hingegen eine Nextcloud nutzt, seid ihr nicht auf die Anbieterin angewiesen, sondern könnt die gleiche Software auch auf euren eigenen Servern installieren.

Probem 3: Unflexible Bezahloptionen

Auch wenn freie Software nicht immer auch kostenfrei zur Verfügung steht, sind die Bezahloptionen bei großen Anbieterinnen häufig unflexibel und deutlich teurer.

Gerade Modelle auf Spendenbasis oder Sponsorware ermöglichen hier Abhilfe, so konnten wir auch erst viele Softwarelösungen probieren und nutzen, und erst mit unseren steigenden finanziellen Möglichkeiten haben wir angefangen, mittlerweile mehrere hundert Euro an freie Softwareprojekte zurückzugeben.

Problem 4: Verstehen und Lernen nicht möglich

Ein wichtiges Grundprinzip freier Software ist, dass jede den Quellcode einsehen und daraus lernen kann. Dies ist vor allem wichtig, um zu wissen, was eine Software genau tut: Verkauft sie deine Daten? Ist sie sicher oder lässt sie sich einfach hacken?

Problem 5: Weiterentwicklung und Wartung

Im Gegensatz zu vielen gewöhnlichen Produkten, muss Software ständig gepflegt und weiterentwickelt werden. Während dies nicht unbedingt in der Natur der Sache liegt, erreicht man in der Praxis fast nie einen fehlerfreien Zustand, hat Sicherheitslücken oder muss die Software an neue Betriebssysteme und Webbrowser anpassen.

Freie Software wird in der Regel gemeinschaftlich entwickelt, sodass nicht nur eine Herstellerin dafür verantwortlich ist. Sicherheitsprobleme können durch viele IT-Expertinnen gefunden und behoben werden, Fehler werden durch alle Nutzerinnen gemeldet und können durch jede mit entsprechenden Erfahrungen gelöst werden.

Zuletzt ist ein riesiges Problem, dass für kommerzielle Software und Plattformen die Wartung meist irgendwann beendet wird. Die Nutzerinnen müssen dann meist kostenpflichtig migrieren, oder können im Zweifelsfall nicht einmal wechseln, weil sie an ihre Daten nicht herankommen und die Formate nicht durch andere Software unterstützt werden.

Gerade wenn Firmen geschlossen und Produkte eingestellt werden, ist die Software häufig für immer vom Erdboden verschwunden und Nutzerinnen auf sich allein gestellt.

Dadurch gibt es Unmengen an alten IT-Systeme in der Wildnis, die keine Pflege oder Updates bekommen und potentielle Sicherheitsrisiken darstellen.

Problem 6: Arbeitsteilung und Zusammenarbeit

Freie Software kann eingesehen und bearbeitet werden. Dadurch müssen konkurrierende Herstellerinnen nicht immer das Rad neu erfinden, weil die Basis der Konkurrenzsoftware nicht einsehbar ist, sondern können sich auf ihre neuen Funktionen konzentrieren.

Das bedeutet, dass mit gleichem Entwicklungsaufwand ein viel größeres Potential an Lösungen entsteht.

Wir denken, dass es viel mehr coole Software gäbe, wenn sich die Entwicklerinnen nicht damit aufhalten würden, ständig Grundfunktionalität neu zu erfinden und einzubauen.

Dass es dann für IT-Unternehmen keinen Markt mehr gäbe, ist unserer Meinung nach ein Mythos. Unternehmen können letztlich auch dafür bezahlt werden, Softwaresysteme zu pflegen, eine neue Funktion einzubauen, oder diese an Kundenanforderungen zuzuschneiden. Zahlreiche Unternehmen in der Freien Softwarebranche verdienen damit schon ihr Geld und funktionieren nach diesen Modellen gut, ohne dabei Nutzerinnenfreiheiten einzuschränken.

Was kann ich tun?

Freie Software zu nutzen und zu unterstützen, entspricht nicht immer nur einem Knopfdruck. Die Freie-Software-Bewegung ist stattdessen vielmehr eine Community, die ihre Freiheiten respektiert haben möchte.

Als ersten Ansatz kannst Du versuchen, vermehrt Freie Softare einzusetzen. Wenn du nach Alternativen suchst, kannst du etwa auf Switching.Software vorbeischauen - oder uns fragen.

Vielleicht eine erste Übersicht:

Unfreie Software Freie Alternative Was ist das?
Google Cloud Nextcloud, CryptPad Cloud-Anbieterin
Microsoft Office, Apple Pages LibreOffice, OnlyOffice Office Suite
Microsoft Windows, Apple mac OS GNU/Linux (Debian, Linux Mint) Betriebssystem
QLab Linux Show Player Cue-Player für Theater- und Showproduktionen
Microsoft GitHub Gitea (Codeberg) Plattform für Softwareentwicklung und Versionierung
WhatsApp Messenger, Telegram Matrix, XMPP, Signal Messenger
Twitter, Facebook, Instagram Mastodon, Pixelfed Socialmedia-Kanäle
Zoom, Cisco Webex, etc BigBlueButton (z. B. via Senfcall), Jitsi Videokonferenzen

Mitmachen!

Die freie Software-Szene lebt vom Miteinander. Häufig gibt es keine Herstellerin, die dein Verhalten in der App überwacht und dadurch Funktionen priorisiert, sondern Entwicklerinnen nutzen ihre Freizeit, um Alternativen zu den großen Plattformen zu geben.

Das heißt, das Geld, was du sonst an Großkotzerne bezahlst, kannst du stattdessen auch diesen zukommen lassen. Viel wichtiger ist jedoch, mit ihnen zu arbeiten, ihnen Fehler zu melden oder Verbesserungen vorzuschlagen. Entgegen großer Unternehmen könnt ihr mit den Entwicklerinnen direkt in Kontakt treten, und nachvollziehen, wer welche Änderungen vorgenommen hat.

Das ist cool! Und wenn ihr nicht weiterwisst, könnt ihr in unserer Netzwerkgruppe um Hilfe fragen.

Finanzierung

Gute Arbeit will in unserer Welt entlohnt werden, und Kosten entstehen überall. Leider ist in der Praxis die Finanzierung freier Software ein Problem, denn Menschen sind in der Regel nicht bereit, Geld für Dinge zu bezahlen, die sie erst einmal nichts kosten.

Dadurch ergibt sich ein Teufelskreis: Da viele Menschen nicht von der Entwicklung freier Software leben können, wird oft weniger Aufwand in diese gesteckt, oder es gibt keinen Userinnen-Support, der gerade bei Unternehmen wichtig ist.

In der Theorie gibt es viele gute Ansätze, wie man dieses Problem lösen kann. Gemein haben diese in der Regel, nicht für das Kopieren / Nutzen von bereits bestehender Software Geld zu verdienen, sondern z. B. auf Anfrage und gegen Bezahlung ein bestimmtes Zusatzfeature für eine Kundin (etwa ein Unternehmen) einzubauen, oder für den User-Support (etwa die Installation der Software in Firmen) Geld zu nehmen.

Das Problem ist also lösbar, und gesamtgesellschaftlich ist es sehr sinnvoll, nicht Menschen für das Neuschreiben von Software zu bezahlen, stattdessen zusammenzuarbeiten und lieber in bessere Produkte zu investieren.

Und behaltet im Hinterkopf: Die Spenden bei freien Softwareprojekten gehen häufig direkt an die Entwicklerinnen, während bei Großkotzernen häufig die oberen Positionen Unmengen an Geld abgreifen.

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